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Open Access Brandenburg

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Vernetzungs- und Kompetenzstelle Open Access Brandenburg
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Autor Anja Zeltner

Icon Digital Publishing mit dem Motiv eBook-Reader und Textblatt

Das ausklingende Jahr lädt dazu ein, einzelne Arbeitspakete der Vernetzungs- und Kompetenzstelle Open Access Brandenburg genauer zu betrachten. Dabei überraschte uns beim Blick auf den Publikationsfonds des Landes Brandenburg vor allem eine Zahl: die 28. Es ist die Zahl der seit September 2021 mit Mitteln des Fonds finanzierten Open-Access-Bücher. Die Anzahl der bewilligten Titel seit September 2021 liegt mit 34 sogar noch höher. Die Differenz ergibt sich, da bei drei bewilligten, aber noch nicht finanzierten Projekten noch keine Rechnungsstellung an uns erfolgte und wir weitere drei Titel bereits 2021 abrechnen und damit auch fördern konnten. 

Die hohe Bewilligungssumme kommt durch einen Übertrag von Mitteln aus 2021 zustande

Eine Studentin des Open-Access-Kurses im Fachbereich Informationswissenschaften fragte uns kürzlich, wie diese enorme Anzahl an geförderten Publikationen überhaupt zustande kommen kann. Sie hatte im Kopf überschlagen: Die jährlich zugewiesenen 100.000 EUR durch 28 und eigentlich liegen unsere mittleren Publikationskosten momentan bei ca. 5.800 EUR pro Titel… das geht doch nicht, oder?

Sie hatte recht. Wir konnten diese enorme Antragssumme nur dank eines großzügigen Übertrags des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg (MWFK) bewältigen: 75.000 Euro wurden aus dem Jahr 2021 ins Jahr 2022 übertragen. Dies war möglich, da wir nach der Erstellung der Förderkriterien und dem Aufbau einer Arbeitsgemeinschaft der Open-Access-Beauftragten der acht Brandenburger Hochschulbibliotheken erst im September 2021 mit der eigentlichen Antragsbearbeitung im Publikationsfonds beginnen konnten. Das Förderjahr 2021 war daher eigentlich nur ein Förderquartal. Entsprechend konnten wir drei der oben genannten Publikationen noch mit Geldern aus dem Jahr 2021 fördern. Insgesamt lag unser gesamtes Fördervolumen im Jahr 2022 bereits bei 143.354,42 Euro. Im Jahr 2023 werden wir folglich das erste Mal in einen Normalmodus bei der Förderung von Open-Access-Büchern über den Publikationsfonds gelangen.

Übrigens: Die Kosten für alle aus dem Fonds finanzierten und bereits erschienenen Publikationen legen wir über OpenAPC/BPC offen.

Die Geisteswissenschaften profitieren am meisten vom Publikationsfonds für Open-Access-Monografien

Ganz schön viele und interessante Zahlen. Noch interessanter wird es, wenn man sich die Grafik zu den besonders geförderten Disziplinen ansieht. 

Dass hier die Geisteswissenschaften mit 21 Publikationen Spitzenreiter sind und Naturwissenschaften sowie Gesundheitswissenschaften nicht auftauchen, ist wenig verwunderlich, da ein Publikationsfonds für Open-Access-Monografien fachkulturell bedingt stärker an geistes- und sozialwissenschaftliche Publikationstraditionen anknüpft. Die Nachfrage unterstreicht aber, wie groß der Bedarf an einer entsprechenden Förderung im Land Brandenburg ist. Die Open-Access-Strategie adressierte dieses Desiderat aus guten Gründen. Mit dem Aufbau der Vernetzungs- und Kompetenzstelle wurde die in der Strategie beschriebene Maßnahme eines Publikationsfonds für Open-Access-Monografien schließlich operationalisiert. 

Eine Quotierung in 2023 soll die gerechte Verteilung der Fördermittel sicherstellen

Mit Blick auf das Jahr 2023 wird absehbar, dass wir im Gegensatz zu 2022 nicht mehr alle zu erwartenden Anträge bewilligen können. Das macht ein Auswahlverfahren notwendig, bei dem alle Hochschulen gleichermaßen zum Zuge kommen. Die Arbeitsgemeinschaft des Publikationsfonds entschied sich daher dafür, in der ersten Jahreshälfte in 2023 mit einem Quotensystem zu arbeiten: pro Hochschule können jeweils zwei Anträge direkt bewilligt werden. Weitere Anträge können erst nach dem Stichtag am 31. Juli 2023 nach dem First-come-first-serve-Prinzip bewilligt werden. Alle Anträge müssen selbstverständlich die auf dieser Seite nachlesbaren formalen Voraussetzungen einer Förderung erfüllen. 

Die sich bereits in Bearbeitung befindlichen aber noch nicht bewilligten Anträge zeigen aber auch, dass wir sehr schnell an Quotierungsgrenzen stoßen werden, die nicht nur die großen Hochschulen betreffen. Daher lautet ein Fazit aus dem ersten Jahr, dass die Finanzierungsbedarfe für Open-Access-Monografien zwar mit einer jährlichen Finanzierung von 100.000 EUR teilweise gedeckt werden konnten. Aber ohne den Übertrag hätte das Fördervolumen schon im ersten Jahr nicht zur Deckung der Nachfrage gereicht.

Wenngleich sich auch die Arbeitsgemeinschaft immer wieder kritisch fragt: „Wen finanzieren wir hier eigentlich mit öffentlichen Mitteln?“ und dementsprechend auch die Förderbedingungen stetig angepasst werden, bleibt diese Herausforderung vermutlich dauerhaft bestehen. Das ist an sich ein gutes Zeichen, denn es zeigt deutlich, wie stark Open Access auch in diesem Publikationsbereich angekommen ist. Es erfordert aber auch eine fortlaufende Entwicklung und Weiterentwicklung vielfältiger Maßnahmen und Lösungen, um die ebenfalls vielfältigen Bedarfe adäquat aufzufangen. 

Mit den Publikationsfonds werden Bibliodiversität und Nachwuchsförderung unterstützt

Die Vielfalt zeigt sich auch in Bezug auf den in den Förderkriterien formulierten Anspruch auf Bibliodiversität (S. 8). Vom großen bis zum kleinen Verlag war bei der Förderung alles dabei: Transcript und De Gruyter sind zwar die Verlage, in denen unsere geförderten Autor*innen besonders oft erscheinen. Aber auch Archive Books, ein scholar-led Verlag, oder edition t+k waren unter den geförderten Publikationsinfrastrukturen.

Auch bei einem weiteren Kriterium, dem Wunsch nach Förderung von Nachwuchswissenschaftler*innen (S. 9), wurde der Publikationsfonds dem selbstgewählten Förderschwerpunkt gerecht: Neun der 28 geförderten Publikationen, also ein Drittel aller bewilligten Publikationen, basieren auf Dissertationen.

Obwohl der Zeitraum zwischen Antragsstellung und Veröffentlichung im Schnitt ca. fünfeinhalb bis sechs Monate dauert, sind einige der 2022 geförderten Publikationen bereits erschienen. Wenn Sie sich für die spannenden Arbeiten der geförderten Wissenschaftler*innen interessieren, finden Sie Hinweise zu den Publikationen in unserem News-Blog sowie Links zu den Volltexten auf unserer Publikationsfonds-Seite unter „Geförderte Publikationen“. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Entdecken!

Zitierhinweis:

Zeltner, Anja (2022): „28 durch den Publikationsfonds geförderte Publikationen in 2022.“ DOI: 10.59350/rcgh0-n1941

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Veröffentlicht
Autor Ben Kaden

Cover zum Sammelband "Fontanes Medien" (Hrsg. von Peer Trilcke. Berlin, Boston, 2022.

„Der internationale Kongress „Fontanes Medien (1819–2019)“ war ein schönes Ereignis, lebendig, intensiv, quirilierend.“

So beschreibt es Peer Trilcke, Leiter des Theodor-Fontane-Archivs in Potsdam im Vorwort des von ihm herausgegebenen und unlängst erschienenen Sammelbands zur Veranstaltung. Wer auch nur fünf Minuten durch die Beiträge blättert, mag dies sofort nachzuvollziehen und wünscht sich vielleicht sogar, dabei gewesen zu sein.

Mit einer Lebensspanne, die das medieninnovative 19. Jahrhundert durchmaß, und einer generelle Aufgeschlossenheit für alle Formen kommunikativer Sichtbarkeit von der Novelle über die Zeitungsspalte und die Daguerreotypie bis zur Postkarte präsentiert sich Fontane selbst sowohl als Nutzer als auch als Gegenstand vielfältiger Medienformen. Und dies nicht nur passiv als Kind seiner Zeit, sondern durchaus bewusst, analytisch und kritisch, wie beispielsweise Dirk Rosa in seiner Untersuchung der Tagebücher Fontanes als Medien der Medienreflexion herausarbeitet. Fontane war ein „Medienarbeiter“ oder, wie Peer Trilcke es Petra McGillen zitierend betont, „Germany’s first remix artist“ (S. XII).

Entsprechend breit gefächert präsentiert sich das Spektrum der Beiträge des Sammelbands, zu denen auch das Nachleben von Fontane und seinem Werk in den neuen Medien des 20. Jahrhunderts gehört, beispielsweise im Radio mit Walter Benjamin, vgl. den Beitrag von Alexander Waszynski, oder im Film der 1940er Jahre, siehe den Beitrag von Michael Wedel, sowie schließlich in aktuellen Ausstellungs- und Vermittlungskonzepten wie dem „Warum eigentlich Fontane„-Projekt der Fachhochschule Potsdam (Beitrag von Nicola Lepp und Franziska Morlok). 

Dass diese vielschichtige Rundumbetrachtung zwischen Literatur-, Kultur- und Literaturwissenschaft zu Medialitäten in Werk und Leben von Brandenburgs de facto Nationaldichter nun Open Access und CC-BY-4.0-lizenziert vorliegt, führt in gewisser Weise die mediale Innovationskette in die unmittelbare Gegenwart. Wir freuen uns gemeinsam mit dem Herausgeber Peer Trilcke, dass dies über den Publikationsfonds für Open-Access-Monografien des Landes Brandenburg möglich wurde. 

Alle Beiträge des Sammelbandes „Fontanes Medien“ (Berlin/Boston: De Gruyter, 2022)  finden sie unter DOI: 10.1515/9783110733235.

 

Zitierhinweis:

Kaden, Ben (2022): „Neu und Open Access: Fontanes Medien. (Hrsg. von Peer Trilcke. Berlin/Boston : De Gruyter, 2022).“ DOI: 10.59350/bzqwz-a3187

OA NewsForschungsdatenForschungsdatenpublikationenIngenieurwissenschaftenOpen Access ZeitschriftenAndere Sozialwissenschaften
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Autor Ben Kaden

Es gibt eine Open-Access-Neuigkeit aus dem Bereich der Ingenieurwissenschaften, die sicher auch für unsere Community bzw. die Hochschulen des Landes mit ingenieurwissenschaftlichen Fächern relevant sein kann.

InterviewsAndere Sozialwissenschaften
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Autor Team OA Brandenburg

Die Mitglieder*innen der AG Open Access Monitoring Brandenburg haben sich im November 2022 erstmals getroffen. In vier Interviews stellen sich einige Teilnehmer*innen selbst kurz vor und geben einen kurzen Einblick in ihre Tätigkeiten. VuK : Dürfen wir Sie bitten, sich kurz vorzustellen? VuK : Die Open-Access-Strategie des Landes Brandenburg wurde 2019 verabschiedet.

InterviewsAndere Sozialwissenschaften
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Autor Team OA Brandenburg

Die Mitglieder*innen der AG Open Access Monitoring Brandenburg haben sich im November 2022 erstmals getroffen. In vier Interviews stellen sich einige Teilnehmer*innen selbst kurz vor und geben einen kurzen Einblick in ihre Tätigkeiten. VuK : Dürfen wir Sie bitten, sich kurz vorzustellen? VuK : Die Open-Access-Strategie des Landes Brandenburg wurde 2019 verabschiedet.

InterviewsAndere Sozialwissenschaften
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Autor Team OA Brandenburg

Die Mitglieder*innen der AG Open Access Monitoring Brandenburg haben sich im November 2022 erstmals getroffen. In vier Interviews stellen sich einige Teilnehmer*innen selbst kurz vor und geben einen kurzen Einblick in ihre Tätigkeiten. VuK : Dürfen wir Sie bitten, sich kurz vorzustellen? VuK : Die Open-Access-Strategie des Landes Brandenburg wurde 2019 verabschiedet.

InterviewsAndere Sozialwissenschaften
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Autor Team OA Brandenburg

Die Mitglieder*innen der AG Open Access Monitoring Brandenburg haben sich im November 2022 erstmals getroffen. In vier Interviews stellen sich einige Teilnehmer*innen selbst kurz vor und geben einen kleinen Einblick in ihre Tätigkeiten. VuK : Dürfen wir Sie bitten, sich kurz vorzustellen? VuK : Die Open-Access-Strategie des Landes Brandenburg wurde 2019 verabschiedet.

OA TakeawaysCreative CommonsUrheberrechtAndere Sozialwissenschaften
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Autor Ben Kaden

Anfang November erschien ein sehr empfehlenswerter und wichtiger Sammelband mit dem Titel „Doing Research – Wissenschaftspraktiken zwischen Positionierung und Suchanfrage“. Herausgegeben von Sandra Hofhues (FernUniversität Hagen) und Konstanze Schütze (Universität zu Köln) beschäftigt er sich mit aktuellen Einflüssen, Handlungsweisen und Rahmenbedingungen in der Wissenschaft mit einem Schwerpunkt auf erziehungs-, sozial-, medien- und

OA BrandenburgBerliner ErklärungDORAFachhochschul PotsdamOpen Access BrandenburgAndere Sozialwissenschaften
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Autor Ben Kaden

Weniger bekannt ist bisher, dass die Vernetzungs- und Kompetenzstelle auch mit einem Kanal bei YouTube vertreten ist. Es ist, offen gesagt, eine kleine Notlösung. Wir benötigten schlicht eine einfache digitale Ablage für zwei Videos, die zu groß für eine direkte Bereitstellung über unser Content Management System waren und die auch nicht bei einem der Repositorien in unserem Umfeld unterschlüpfen konnte.

OA BrandenburgOA KommunikationOpen Access MonitoringVeranstaltungenBibliometrieAndere Sozialwissenschaften
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Autor Ben Kaden

Eine Herausforderung der Open-Access-Transformation ist bekanntlich die Messung und Bewertung des wissenschaftlichen Publikationsaufkommens. In dem Umfang, in dem Open-Access-Monitoring als analytischer Zugang sowie als Grundlage für die Entwicklung, Einführung und Steuerung von konkreten Maßnahmen eine Rolle spielt, wächst auch der Bedarf eines entsprechendem Verständnis- und Kompetenzprofils.

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Autor Ben Kaden

  1. Unser, wenn man so will, Open-Access-Buch der Woche heißt „Die verletzte Republik. Erzählte Gewalt im Frankreich des 21. Jahrhunderts“ (2022, DOI: 10.1515/9783110799620) und stammt von Markus Alexander Lenz, der sich 2021 mit dieser Arbeit an der Philosophischen Fakultät der Universität Potsdam habilitierte. Das Buch erschien in der von Ottmar Ette im De Gruyter Verlag herausgegebenen Reihe Mimesis – Romanische Literaturen der Welt. Dank der Förderung durch den Publikationsfonds für Open-Access-Monografien des Landes Brandenburg gibt es die umfassende Studie zur literarischen bzw. erzählerischen Abbildung „den Formen, Zusammenhänge und Grundlagen von Gewalt“ auch als PDF bzw. EPUB zum freien Download unter einer in diesem Fall CC BY ND 4.0-Lizenz

Der Bezugspunkt seiner Arbeit ist die Darstellung von Gewalt in der französischen Literatur des 21. Jahrhunderts, wobei er das Thema mit der kurzen Analyse eines Films, nämlich Ladj Lys Les Misérables (2019) eröffnet, der mit seinem Titel wiederum unübersehbar eine literatur- und gesellschaftsgeschichtliche Linie zurück ins 19. Jahrhundert zieht. Auch die Lebenswelt in den Banlieues der 2010er Jahre bewegt sich unvermeidlich vor einer historischen Folie:

„Durch die […] intertextuellen Bezüge auf den Romantiker Victor Hugo und letztlich den Aufklärer Voltaire evozierte der Regisseur dabei eine lange Kontinuität sozialer Probleme seit der ‹klassischen› französischen Moderne, quer durch die Konsolidierung der Republik im 19. Jahrhundert und die Epoche kolonialer Ausbeutung. Es handelt sich um eine Referenz auf Vergangenes und geschichtliche Zusammenhänge, welche viele der in dieser Studie verhandelten Texte zum Thema Gewalt in Frankreich in ihren unterschiedlichen Formen und Spielarten prägt.“ (S. 8)

Das analysierte literarische Material umfasst zahlreiche bekannte Leittexte der französischen Gegenwartsliteratur, von Pierre Lemaitres Au revoir là-haut (2013, deutsch: Wir sehen uns dort oben, 2014) über Édouard Louis‘ autobiografischem Roman Histoire de la violence (2016, deutsch: Im Herzen der Gewalt, 2017) bis zur Vernon Subutex-Triologie (2015–2017, deutsch: Das Leben des Vernon Subutex, 2017 und 2018) der in den 1990er Jahren mit dem Film Baise-moi bekannt gewordenen Regisseurin und Autorin Virginie Despentes. 

Dem Charakter einer Habilitationsschrift folgend, sind die Analysen der Texte von der benannten Leitfrage  geprägt und werden im epistemologischen Rahmen der Literatur-, Erkenntnis- und Kulturtheorie verhandelt. Der Blick ins Buch lohnt sich aber auch für Nicht-Romanist*innen, denn die Perspektive auf das „literarische Wissen“ als „Lebenswissen und «dissidenter Wissensspeicher» mit durchaus konkreten Ansprüchen“ (S.552) dürfte aus der Perspektive jeder Literatur von Bedeutung sein.

Dies gilt ebenso für das differenzierte Durchdringen des Themas selbst, den „Zustand der Krise im Alltagsmodus, wie er sich durch geschichtliche Zusammenhänge verankert hat, durch den globalen Wettbewerb verstärkt wurde und durch Rassismus, Phallogozentrismus, Xenophobie und soziale Exklusionsmechanismen zur Eskalation gebracht wird“ (S. 563), der sich aus den behandelten Büchern als Darstellung und Kennzeichnung der Conditio der gesellschaftlichen Gegenwart identifizieren lässt. Literatur ist unzweifelhaft und ihre Analyse potentiell ebenfalls politisch.

Arbeit und Analyse sind also denkbar zeitgemäß. In seinem durchaus auch selbst als Auftakt eines erzählerischen Textes vorstellbaren ersten Satzes des Vorworts deutet der Autor dies mehr als an:

„Als ich im Jahr 2019 mit dem Verfassen der vorliegenden Studie begann, ließ sich noch nicht erahnen, welche Herausforderungen im weltweiten Maßstab die kommenden Jahre bereithielten.“ (S. IX) 

Dies betrifft schließlich auch die gegenwärtigen Formen der Speicherung dieser Wahrnehmungen als „Lebenswissen“, die über die Form des Romans und der buchgebundenen Literatur in neue narrative Formen fließt:

„Vom Blog bis zum Youtube-Kanal, vom Computerspiel bis zur Netflix-Serie bleiben der Repräsentationsspielraum und damit der Interpretationsspielraum von erzählter Gewalt potentiell unbegrenzt.“ (S. 564)

Damit stellen sich methodologische und gegenstandstheoretische Fragestellungen für literaturwissenschaftliche Forschung. Wir freuen uns sehr, dass mit dem Publikationsfonds für Open-Access-Monografien eine derart gegenwartsrelevante Forschung aus dem Land Brandenburg weit sichtbar gemacht werden konnte. 

Zitierhinweis:

Kaden, Ben (2022): „Neu und Open Access: "Die verletzte Republik. Erzählte Gewalt im Frankreich des 21. Jahrhunderts" von Markus Alexander Lenz. (Berlin: De Gruyter, 2022).“ DOI: 10.59350/1t662-qh480